Wurm

Wurm
Wurm:
Das gemeingerm. Substantiv mhd., ahd. wurm »Kriechtier, Schlange, Insekt«, got. waúrms »Schlange«, engl. worm »Wurm«, schwed. orm »Schlange« beruht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf einer Bildung zu der idg. Wurzel *u̯er- »drehen, biegen, winden, flechten«, vgl. z. B. lat. vermis »Wurm« und aruss. vermie »Würmer, Heuschrecken«. »Wurm« bedeutet demnach eigentlich »der sich Windende«. Zu der vielfach weitergebildeten und erweiterten idg. Wurzel gehören auch die Sippen von werfen (eigentlich »mit drehend geschwungenem Arm schleudern«; s. dort über Wurf, Würfel), werden (eigentlich »‹sich› drehen, wenden«; s. dort über Wirtel, ...wärts; dazu können auch wert, Würde und unwirsch gehören), würgen (eigentlich »drehend ‹zusammen›pressen, schnüren; s. dort über wringen), auch Rist (eigentlich »Dreher, Drehpunkt der Hand, des Fußes«), renken (»drehend hin und her bewegen«; s. dort über Ränke). Verwandt sein können ferner die unter Werk, Wurst, reiben und verwirren behandelten Wörter. – Aus anderen idg. Sprachen gehören zu der genannten Wurzel z. B. aind. várjati »wendet, dreht«, vártati »dreht«, griech. rémbein »im Kreis herumdrehen«, ratánē »Rührlöffel«, lat. vertere »kehren, wenden, drehen« ( Vers, vertikal), vergere »sich neigen«, lit. ver̃pti »spinnen«, ver̃sti »wenden, drehen«, russ. verba »Weide«, vertet' »drehen«. – Weiterhin verwandt sind die umfangreichen Wortgruppen von wehren und wahren, die auf einem alten Bedeutungsübergang von »flechten, mit einem Flechtwerk, mit einem Zaun umgeben« zu »verschließen, bedecken, schützen« und weiter zu »hüten, aufpassen, beobachten« beruhen.
Eine Kollektivbildung zu »Wurm« ist Gewürm (mhd. gewürme »Menge von Würmern, Schlangen«). – Abl.: wurmen (15. Jh.; besonders in der Bedeutung »Würmer haben«; die heute übliche Bedeutung »ärgern« ‹eigentlich »wie ein Wurm nagen, bohren«› tritt seit der 2. Hälfte des 18. Jh.s auf). Zus.: Wurmfortsatz »wurmförmiger Fortsatz am Blinddarm« (Anfang des 19. Jh.s; Übersetzung von gleichbed. lat. processus vermiformis); wurmstichig (16. Jh.; eigentlich »vom Wurm gestochen«).
• Wurm
jmdm. die Würmer ‹einzeln› aus der Nase ziehen
(ugs.) »jmdm. etwas ‹mühsam› nach und nach durch Fragen entlocken«
Diese Redensart erklärt sich aus der alten Volksmedizin; man glaubte, dass Krankheiten von wurmförmigen Dämonen verursacht werden. Jahrmarktquacksalber behaupteten im 17. Jh., sie könnten depressive Menschen dadurch heilen, dass sie ihnen den »Gehirnwurm« aus der Nase ziehen.

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • würm — s.n. Ultima (a patra) epocă glaciară în schema glaciaţiilor cuaternare din Alpi. (din germ. Würm) Trimis de tavi, 13.09.2007. Sursa: MDN  würm s. n. Trimis de siveco, 10.08.2004. Sursa: Dicţionar ortografic  WÜRM s.n. (geol.) Ultima epocă… …   Dicționar Român

  • Wurm — Sm std. (8. Jh.), mhd. wurm, ahd. wurm, as. wurm Stammwort. Aus g. * wurma m. Wurm , auch in gt. waurms, anord. ormr Schlange , ae. wyrm (i Stamm), afr. wirm. Außergermanisch vergleicht sich l. vermis Wurm , lit. var͂mas Insekt, Mücke , aruss.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Wurm — Wurm: I.Wurm,der:1.⇨Drache–2.denW.baden:⇨angeln(1);dieWürmerausderNaseziehen:⇨ausfragen;dasteckt/istderW.drin:⇨verdächtig(3) II.Wurm,das:1.⇨Kind(1)–2.kleinesW.:⇨Kind(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Würm — Würm, 1) rechtsseitiger Nebenfluß der Nagold in Württemberg, kommt vom Schönbuch, ist flößbar und mündet nach 52 km langem Lauf bei Pforzheim. – 2) Rechtsseitiger Nebenfluß der Ammer im bayr. Regbez. Oberbayern, der Abfluß des Würm oder… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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